Rauchen und tauchen sollte sich nicht reimen
- Michael Mutter
- vor 11 Stunden
- 2 Min. Lesezeit
Das Tauchen ist eine faszinierende Sportart, die körperliche Fitness, mentale Klarheit und eine gesunde Lunge voraussetzt. Gleichzeitig ist das Rauchen eine weit verbreitete Gewohnheit, die genau diese Voraussetzungen erheblich beeinträchtigt. Was viele Freizeit- und Sporttaucher unterschätzen: Rauchen erhöht nicht nur das allgemeine Gesundheitsrisiko, sondern stellt auch eine direkte Gefahr für die Tauchsicherheit dar.

Chronische Bronchitis, verengte Bronchien und Airtrapping
Regelmäßiges Rauchen führt zu einer chronischen Bronchitis – einer dauerhaften Entzündung der Bronchialschleimhaut. Diese Entzündung engt die Atemwege ein. Die verengten Bronchien tragen wesentlich zum sogenannten Airtrapping bei: Während der Einatmung werden die Bronchien durch die sich ausdehnende Lunge gedehnt und öffnen sich etwas – beim Ausatmen dagegen verstärkt sich die Verengung der Atemwege, sodass die Luft nicht vollständig entweichen kann. Dies führt zu einem Luft-Einschluss in den Alveolen, dem sogenannten Airtrapping und einer Überblähung der Lunge – ein Zustand, der beim Tauchen lebensgefährlich werden kann.
Die dynamische Atemwegskompression
Eine besondere Rolle spielt dabei die sogenannte dynamische Atemwegskompression: Beim Ausatmen erhöht sich der Druck im Brustraum, wodurch kleine Atemwege kollabieren können – vor allem bei bereits vorgeschädigter Lungenstruktur. Dieses Phänomen ist arbeitsunabhängig, das heißt: Es lässt sich nicht durch vermehrte Atemanstrengung ausgleichen. Das bedeutet, dass der Taucher trotz aktiven Ausatmens die Luft nicht vollständig abführen kann. Bei Rauchern ist dieser Effekt ausgeprägter, da das Rauchen die elastischen Fasern der Lunge schädigt – jene Kräfte, die die kleinen Atemwege normalerweise offenhalten. Die Folge: ein verstärktes Airtrapping und eine erhöhte Gefahr der Lungenüberblähung.
Beim Tauchen kann das fatale Folgen haben: Die eingeschlossene Luft dehnt sich beim Auftauchen gemäss dem Boyle-Marriotte-Gesetz wegen dem sinkenden Umgebungsdruck aus. Das Resultat kann eine Überdehung und ein Einreissen des Lungengewebes mit einem Pneumothorax sein.
Was ist ein Pneumothorax?
Ein Pneumothorax entsteht, wenn durch einen Riss in der Lunge Luft in den Brustraum (genauer gesagt in den Pleuraspalt) austritt.
Normalerweise ist die Lunge durch das Brustfell (Pleura parietalis) und das Lungenfell (Pleura visceralis) an der Brustwand "festgeklebt" – ähnlich wie zwei nasse Fensterscheiben, die aneinander haften. Diese Verbindung sorgt dafür, dass sich die Lunge beim Einatmen mit dem Brustkorb ausdehnt. Tritt Luft in diesen Spalt ein, löst sich diese Verbindung – die Lunge kann sich nicht mehr aufspannen und fällt teilweise oder ganz zusammen.
Die Folgen eines Pneumothoraxes können Brustschmerzen, Atemnot und im Extremfall ein lebensbedrohlicher Kreislaufzusammenbruch sein, wenn durch einen Ventilmechanismus durch die Atembewegungen immer mehr Luft in den Pleuraspalt gepresst wird und so ein Überdruck im Brustkorb entsteht, der die zum Herz führenden Gefässe abklemmt, so dass dieses die Zirkulation nicht mehr aufrecht erhalten kann.
Einmal Pneumothorax – Tauchverbot meist auf Lebenszeit
Ein Pneumothorax kann für Taucher nicht nur akut lebensbedrohlich sein, sondern hat auch langfristige Konsequenzen: Wer einmal einen Pneumothorax erlitten hat, erhält in der Regel keine Tauchtauglichkeit mehr. Selbst nach operativer Therapie bleibt meist eine erhöhte Gefahr für ein erneutes Auftreten – und damit ein dauerhaftes Ausschlusskriterium vom Tauchsport.
Fazit: Taucher sollten aufs Rauchen verzichten
Wer tauchen will, braucht eine gesunde Lunge – und wer das Tauchen liebt, sollte dem Rauchen den Rücken kehren. Die möglichen Risiken reichen von chronischer Bronchitis bis hin zu einem lebensbedrohlichen Pneumothorax.
Die Entscheidung, mit dem Rauchen aufzuhören, ist daher nicht nur eine Frage der allgemeinen Gesundheit, sondern ein zentraler Bestandteil der Tauchersicherheit.
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