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Nitrox in a nutshell

  • Autorenbild: Michael Mutter
    Michael Mutter
  • 5. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Tauchen mit Sauerstoff-angereicherter Luft – kurz Nitrox oder EAN (Enriched Air Nitrox) – hat sich im Sporttauchen etabliert, weil es eine clevere Möglichkeit bietet, die Stickstoffaufnahme zu reduzieren. Nitrox enthält mehr Sauerstoff als normale Pressluft. Dadurch bleibt weniger Platz für Stickstoff im Atemgas – der Anteil von Stickstoff sinkt also automatisch. Weniger Stickstoff bedeutet: längere Grundzeiten, weniger Tiefenrausch, kürzere Oberflächenpausen und ein geringeres Risiko für die Dekompressionskrankheit (DCS).

Foto: Patrick Oswald
Foto: Patrick Oswald

Nitrox-Tauchen ist keine Raketenwissenschaft. Wer die Grundlagen verstanden hat, kann davon sicher und effektiv profitieren. Es braucht keine jahrelange Erfahrung – aber es gibt drei einfache Faustregeln, an die man sich unbedingt halten muss.


1. Maximaler Sauerstoffpartialdruck 1.4 bar

Anders als beim Lufttauchen ist beim Nitrox-Tauchen nicht mehr nur Stickstoff der limitierende Faktor. Mit steigendem Sauerstoffanteil im Atemgas wächst das Risiko für die ZNS-Toxizität (Zentralnervensystem-Vergiftung).


Was ist ZNS-Toxizität?

Hierbei handelt es sich um eine akute Form der Sauerstoffvergiftung, bei der das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückemark) überreizt wird. Die Folge können ohne Vorwarnung epileptische Anfälle sein – was unter Wasser zum sofortigen Tod durch Ertrinken führen kann. Dies muss um jeden Preis verhindert werden.


Die Faustregel für Sporttaucher lautet: Der maximale Sauerstoffpartialdruck (PpO₂) darf 1.4 bar nicht überschreiten.


Folgende Faktoren erhöhen das Risiko für ZNS-Toxizität:

  • Schlafmangel

  • Kälte

  • Körperliche Anstrengung

  • Erhöhtes CO₂

  • Stress oder Angst

  • Diverse Medikamente


Besonders Schlafmangel wird oft vergessen – er senkt die Reizschwelle im Gehirn und kann die Toleranz gegenüber Sauerstoff stark reduzieren. Wer übermüdet taucht, bringt sich unnötig in Gefahr. In den Ferien nach einer Freinacht einen Nitroxtauchgang zu machen, ist keine gute Idee.

 

2. MOD – wie tief darf ich mit meinem Gemisch tauchen?

MOD steht für Maximum Operating Depth, also die maximale Tiefe, bis zu der ein Nitrox-Gemisch sicher verwendet werden kann. Sie ergibt sich aus dem Sauerstoffanteil des Gemischs und dem erlaubten Maximalwert des Sauerstoffpartialdrucks (PpO₂ 1.4 bar).


Die Berechnung ist im Prinzip ganz einfach: Man nimmt den gewünschten maximalen Sauerstoffpartialdruck, also 1.4 bar, und teilt ihn durch den Sauerstoffanteil (FIO₂) des Gemischs in Dezimalform. Von dem Ergebnis zieht man 1 ab (weil 1 bar dem Oberflächendruck entspricht) und multipliziert den Rest mit 10, um die Tiefe in Metern zu erhalten.


Ein Beispiel:

Du tauchst mit Nitrox 30, also mit einem Sauerstoffanteil von 30 %. Der maximale PpO₂ von 1.4 bar entspricht damit 30 % des Umgebungsdruckes, also 4.66 bar. Von dem Ergebnis zieht man 1 bar ab und multipliziert den Rest mit 10 (m/bar), um die Tiefe in Metern zu erhalten, in diesem Fall 36.6 m.


Die Formel sieht so aus:

Maximum Operating Depth (MOD) m = ((PpO₂ / FIO2) - 1) x 10

--> ((1.4 bar / 0.3) - 1) x 10 m/bar = 36.6 m.

 

Das bedeutet: Mit Nitrox 30 solltest du nicht tiefer als 36 Meter tauchen, wenn du den sicheren Grenzwert von 1.4 bar PpO₂ nicht überschreiten willst.

 

Die MOD ist die Tiefenbegrenzung für jedes Gasgemisch. Wer sie kennt und respektiert, taucht sicher.

 

3. „Always analyse your gas!“

Nitrox bringt klare Vorteile – aber nur, wenn du ganz genau weißt, was du atmest. Viele Tauchunfälle mit Nitrox lassen sich auf einen simplen Fehler zurückführen: Der Taucher hat das falsche Gemisch oder die falsche MOD angenommen.


Deshalb gilt im Nitrox-Tauchen die goldene Regel: „Always analyse your gas!“


Jede Flasche muss vor dem Tauchgang mit einem Sauerstoff-Analyser überprüft werden. Verlass dich nicht auf Aufkleber, Labels oder dein Gedächtnis. Bestimme den Sauerstoffanteil selbst und berechne die MOD.


Fazit

Nitrox macht vieles besser – aber nicht alles einfacher. Wer die Regeln kennt und beherzigt, bekommt:

  • mehr Grundzeit

  • weniger Tiefenrausch

  • kürzere Oberflächenpausen

  • und ein geringeres Risiko für DCS.


Nitrox entfaltet sein volles Potenzial überall dort, wo viel und oft getaucht wird – zum Beispiel auf Tauchreisen mit mehreren Tauchgängen pro Tag. Durch die geringere Stickstoffsättigung des Gewebes kannst du längere Nullzeiten nutzen, dein DCS-Risiko senken und dich insgesamt fitter und erholter fühlen – besonders bei mehreren Tauchgängen in Serie.


Aber: Sauerstoffpartialdruck, MOD und die Gas-Analyse sind nicht verhandelbar.

Nitrox ist kein Hexenwerk. Wer diese drei Punkte beherzigt, taucht sicher.

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