Fallvignette: Maskenbarotrauma
- Michael Mutter

- 20. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Ein erfahrener Sporttaucher führte in einem Schweizer See einen Tauchgang bis auf 30 m Tiefe innerhalb der Nullzeit durch. Beim Aufstieg bemerkte er plötzlich eine Beeinträchtigung des Sehens am rechten Auge. Nach dem Auftauchen sah er beidseits vernebelt und unscharf, woraufhin ihm aufgrund des Verdachts auf einen Tauchunfall Sauerstoff verabreicht wurde. Bereits nach zehn Minuten hatte sich die Sehschärfe vollständig erholt. Der Taucher berichtete, am rechten Auge bereits bei früheren Tauchgängen ähnliche Probleme bemerkt zu haben. Seine Maske sei «absolut dicht».

Das klinische Bild entspricht einem Maskenbarotrauma. Dieses entsteht durch einen Unterdruck in der Tauchmaske, wenn beim Abtauchen kein ausreichender Druckausgleich erfolgt. Um einen Druckausgleich durchführen zu können, muss die Maske zwingend über einen Nasensteg verfügen, der erlaubt, Luft über die Nase in die Maske einzublasen. Fehlt diese Möglichkeit, entsteht durch den Unterdruck in der Maske ein Sog auf Augen und umliegende Strukturen. Daher ist eine korrekt sitzende Maske mit gut zugänglicher Nase essenziell, um ein Maskenbarotrauma zuverlässig zu verhindern.
Typisch im gezeigten Bild sind die subkonjunktivalen Einblutungen – Blutungen unterhalb der Bindehaut –, die durch den in der Maske entstehenden Unterdruck entstehen. Infolge dieses Sogs können feine Gefäße einreißen. Zusätzlich fallen ausgeprägte Flüssigkeitsansammlungen unter der Bindehaut auf, die das Ausmaß des Unterdrucks eindrücklich widerspiegeln.
Doch warum sah der Taucher schlechter? Die Bindehaut selbst ist nicht für das Sehen verantwortlich. Jedoch kann ihre Funktionsstörung zu einer beeinträchtigten Benetzung der Hornhaut führen, bedingt durch einen gestörten Tränenfluss. Sichtbar sind blasse Areale über der Iris bis hin zur Pupille, die auf eine akute Austrocknung der Hornhaut hinweisen. Diese vorübergehende Benetzungsstörung erklärt das verschwommene Sehen am Ende des Tauchgangs und kurz nach dem Auftauchen. Sobald sich der Tränenfilm normalisiert, klärt sich die Sehschärfe wieder. Die Blutungen sind eindrücklich, haben aber keine Konsequenzen und verschwinden innert Tagen von selbst.
Die Sauerstoffgabe hatte auf die Erholung keinen direkten Einfluss, war jedoch im Rahmen eines vermuteten Tauchunfalls absolut gerechtfertigt. Die eigentliche Therapie bestand im Abnehmen der Maske und dem Ausgleich des Unterdrucks.
Dass der Betroffene mit einer vollkommen dichten Maske taucht und wiederholt Probleme am rechten Auge angibt, deutet darauf hin, dass der Druckausgleich bereits mehrfach unzureichend funktioniert hat. Er sollte daher den Sitz seiner Maske kritisch überprüfen und sicherstellen, dass der Druckausgleich während jedes Tauchgangs zuverlässig funktioniert.
Ich danke Frau Dr. med. Eva Grams für die opthalmologisch-fachärztliche Beurteilung.





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