Dass Apnoetauchen nicht zur Dekompressionskrankheit führen kann, ist ein Paradigma. Ist dieses heute noch haltbar?
Ein weiterer Artikel im DHMJ befasst sich mit dem Auftreten der Dekompressionskrankheit (DCI, decompression illness) beim BHD. Lange wurde angenommen, dass diese nur beim Gerätetauchen durch die Übersättigung von Inertgasen vorkommt, nicht aber beim BHD. In den letzten Jahren mehren sich aber Hinweise, dass auch BHD zur DCI führen kann. (N.B. Die Autoren verstehen unter DCI sowohl das klassische Dekompressionssyndrom (DCS) mit direkter Einwirkung von Gasblasen auf die Gewebe, aber auch die klinische Manifestation von arteriellen Gasembolien (AGE).) Eine Zusammenstellung von 14 relevanten Publikationen ergab insgesamt 44 veröffentlichte Fälle von DCI nach BHD.
Das Bemerkenswerte an dieser Zusammenstellung ist erstens, dass sie den Eindruck stützt, wonach auch BHD eine DCI auslösen kann, obwohl lange angenommen wurde, dass dies wegen der relativ kurzen Tauchzeit unmöglich ist, und zweitens mit einer Ausnahme nicht Extremtauchgänge betroffen waren, sondern Wiederholungstauchgänge auf geringe bis moderate Tiefen (z.B. beim Speerfischen). Dabei betrug die geringste Tauchtiefe gerade einmal 18 m. Allen Fällen war aber bis auf die erwähnte Ausnahme gemein, dass sehr viele Repetitivtauchgänge, z.T. über Stunden, durchgeführt wurden mit sehr variablen Oberflächenpausen von wenigen Sekunden bis zu 5-6 Minuten. In 8 der 14 Publikationen wurde ein klassisches DCS und in 4 eine AGE als Ursache vermutet oder diagnostiziert. Die restlichen 2 Publikationen waren diesbezüglich etwas obskurer.
Auch Apnoetauchen kann zur Dekompressionskrankheit führen.
Damit muss mit der weitverbreiteten Meinung, dass BHD nicht zu DCI führt, aufgeräumt werden. Es scheint so zu sein, dass viele wiederholte Freitauchgänge sehr wohl zu einer relevanten Übersättigung der Gewebe mit Gasblasenbildung führen können, welche sich schliesslich als DCS oder AGE manifestiert. Auch könnten die relativ raschen Aufstiege zur Wasseroberfläche beim BHD, welche wesentlich zügiger als beim Gerätetauchen und ohne Sicherheitsstopps zur Entsättigung durchgeführt werden, dazu beitragen.
Verhaltensregeln für die Praxis
Die erwähnten Artikel unterstreichen, wie wichtig die Art und Weise ist, wie wiederholte Freitauchgänge durchgeführt werden. Sicher sollten Serien mit exzessiven Wiederholungen vermieden werden. Ausserdem müssen genügend lange Oberflächenpausen dringend empfohlen werden zur Begleichung einer «Sauerstoffschuld» und ggf. auch zur Entsättigung der Gewebe.
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