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AutorenbildMichael Mutter

Details in der Statistik - und im Atemgas

Kürzlich bin ich auf eine Statistik gestoßen, die Todesfälle im Zusammenhang mit Gerätetauchen in Australien für den Zeitraum von 2014 bis 2018 untersucht. Solche Statistiken wirken oft trocken, enthalten jedoch gelegentlich bemerkenswerte Details – so auch diese.

Early morning dive. Jambiani, Zanzibar

Insgesamt berichtet die Studie von 42 Todesfällen, wovon 38 auf das Gerätetauchen und 4 auf Oberflächen-basierte Atemsysteme (surface-supplied breathing apparatus, SSBA) zurückzuführen sind. Darunter gab es drei Todesfälle durch Kohlenmonoxidvergiftungen, ein unterschätztes Risiko.


Die maximale Tauchtiefe in den untersuchten Fällen betrug 39 Meter. Das Risiko einer Kohlenmonoxidvergiftung steigt mit der Tiefe, da auch dessen Partialdruck mit der Tauchtiefe zunimmt und so bereits geringe Mengen Kohlenmonoxid (CO) toxisch wirken können. Besonders auffällig ist, dass zwei der gemeldeten CO-Todesfälle im Zusammenhang mit SSBA standen. Diese sind besonders anfällig für CO-Vergiftungen, da sie potenziell Abgase, z. B. von Schiffen, ansaugen und so Taucher gefährden können.


SSBA (Surface Supplied Breathing Apparatus). Jetzt auch im Walensee. Foto: Tomas Jakober

Erschreckend ist, dass in einem Viertel aller analysierten Gasproben die Qualitätsstandards für Atemluft nicht eingehalten wurden. Dabei wurden in einem Fall potenziell tödliche CO-Werte und in einem anderen erhöhte CO₂-Werte festgestellt.


Das Divers Alert Network (DAN) empfiehlt für sicheres Atemgas eine CO-Konzentration von weniger als 5 ppm bei Sporttauchgängen und noch niedrigere Werte für technische Tauchgänge in größeren Tiefen.


Problematisch kann die Herstellung von Nitrox durch Methoden wie das Membran-Trennverfahren sein. Dieses kann vorhandenes CO im finalen Atemgas aufkonzentrieren. Weniger bekannt ist zudem, dass CO auch innerhalb eines Kompressors entstehen kann – etwa durch die Zersetzung von Schmieröl unter Hitze (Pyrolyse). Dabei ist nicht einmal eine externe CO-Quelle erforderlich. Aus diesen Gründen ist die korrekte und regelmäßige Wartung von Kompressoren unerlässlich, um die Sicherheit der Atemluft zu gewährleisten.


Infrastruktur minimalistisch. Tauchen Weltklasse. Jambiani, Zanzibar.

Taucher sollten ihre Atemgaslieferanten sorgfältig auswählen und deren Zuverlässigkeit kennen. Da herkömmliche Atemgas-Analyzer den CO-Gehalt nicht erfassen können, empfiehlt es sich für Taucher, die in entlegene Regionen reisen, einen speziellen CO-Analyzer mitzuführen. Mit diesem können sie die Qualität des Atemgases selbst überprüfen, eine CO-Kontamination ausschliessen und auch an Orten mit prekärer Infrastruktur sicher tauchen.


Mehr zum Kohlenmonoxid findet ihr in diesem Blogbeitrag.

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