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  • AutorenbildMichael Mutter

Plura cave disaster – zum Dritten

Das Höhlensystem der norwegischen Plura ist die tiefste Höhle Skandinaviens und ein beliebtes Ziel für Höhlentaucher. In den letzten Jahren hat es wegen mehreren Tauchtragödien traurige Berühmtheit erlangt. Nach 2006 und 2014 mit insgesamt 3 Todesfällen ereignete sich am 3. April dieses Jahres ein weiterer tödlicher Tauchgang.

 


Walensee. Bildvorlage: Karin Aggeler

In den zum Tauchen geeigneten Teilen des Systems, die über den Fluss Plura zugänglich sind, bilden die Kalkstein- und Marmorformationen enge und kantige, aber auch große Gänge und Räume mit kristallklaren Sichtweiten. Die Wassertemperatur in der Höhle schwankt zwischen 2°C im Winter und 4-7°C im Sommer, wobei der Eingang in den Wintermonaten unter Eis liegt.


Das Team

Ein Team von drei erfahrenen Höhlentauchern unternahm einen Check-Dive als Vorbereitung für einen tieferen Tauchgang am nächsten Tag. Alle drei Taucher verwendeten Rebreather, mit denen sie vertraut waren, und trugen einen für den Tauchgang angemessenen Wärmeschutz. Taucher 1 und 3 hatten das System bereits in früheren Jahren betaucht. Taucher 1 übernahm die Führung, gefolgt von Taucher 2 und Taucher 3, der den Abschluss machte. Beim späteren Opfer, Taucher 3, handelte es sich um einen äusserst erfahrenen und gut ausgebildeten Höhlentaucher, dessen Tod in der Tauch-Community grosse Bestürzung hervorrief.


Der Tauchgang vom 3. April 2024

Die erste Hälfte des Tauchgangs verlief wie geplant mit einer maximalen Tiefe von 34 m. Alle drei Taucher erreichten nach 30 Minuten die Wasseroberfläche in der luftgefüllten "wedding chamber", welche etwa die Hälfte der als Rundtauchgangs geplanten Exkursion markierte. Das Team besprach sich kurz, um zu bestätigen, dass die gesamte Ausrüstung funktionstüchtig war, sich alle wohl fühlten, und tauchte nach zwei Minuten an der Oberfläche in derselben Formation wieder ab. Aus den vom Team zur Verfügung gestellten Logbüchern geht hervor, dass der Abstieg auch bei diesem zweiten Tauchgang für alle drei Taucher ereignislos verlief, bis zur Minute 16, als Taucher 3 plötzlich von 25 m auf 29 m absank. Zu diesem Zeitpunkt unterstütze Taucher 1 gerade Taucher 2, der auf seine Ersatzlampe wechselte, weil die Hauptlampe ausgefallen war. Dabei bemerkte Taucher 1, wie sich das Licht von Taucher 3 erratisch bewegte, und hörte Taucher 3 schreien, der möglicherweise versuchte, ein Problem zu artikulieren. Als Taucher 1 Taucher 3 erreichte, befand sich dieser in einem tonisch-klonischen, epileptischen Anfall. Der Loop des Rebreathers war ihm aus dem Mund gefallen und geschlossen.  Nachdem Taucher 1 erfolglos versucht hatte, die Atemwege von Taucher 3 zu sichern, schwamm er den immer noch krampfenden Taucher in Richtung Ausgang, einer Strecke von ca. 250 m mit mehreren Tiefenwechseln entsprechend. Als der epileptische Anfall nach etwa 3 Minuten sistierte, versuchte Taucher 1 erneut, Taucher 3 einen Atemregler in den Mund zu stecken, konnte aber den Kiefer von Taucher 3 nicht lösen. Daraufhin schwamm er mit ihm aus der Höhle. Taucher 2 schwamm voraus, um Hilfe zu alarmieren. Taucher 1 und 3 erreichten die Wasseroberfläche am Höhlenausgang nach 31 Minuten Tauchzeit, 17 Minuten nach Einsetzen des epileptischen Anfalls.


Sofort wurden Reanimationsmassnahmen eingeleitet. Sauerstoff und AED waren innerhalb weniger Minuten nach dem Auftauchen verfügbar. Der örtliche Rettungsdienst und ein Notarzt via Hubschrauber unterstützten die Reanimation. Nach 2 Stunden wurden diese erfolglos abgebrochen.


Die genauen Umstände des Unfalls und Überlegungen dazu werden im Blogbeitrag nächste Woche besprochen. Teile Deine Gedanken und Überlegungen zum tragischen Hergang gerne im Taucherchat, auf Facebook, Instagram oder auf www.dekoblog.ch.

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