Mittelohrprobleme führen oft zu Schwierigkeiten beim Druckausgleich, sind der häufigste Grund, weshalb Tauchgänge verunmöglicht oder abgebrochen werden, und können zu einem Mittelohr-Barotrauma (MEBt) führen mit Symptomen wie Ohrenschmerzen, Hörverlust und Schwindel. Zur Verbesserung der Tauchsicherheit ist das Verständnis der Auswirkungen von wiederholten Tauchgängen auf den Druckausgleich und die Funktion der Eustachischen Röhre (ET) entscheidend. Zwei Studien haben dies untersucht und die Auswirkungen des Tauchens in warmem Salzwasser mit denen in kaltem Süßwasser verglichen.
Der ETFT
Der Eustachische Tubenfunktionstest (ETFT) ist ein Diagnoseinstrument zur Beurteilung der Funktionsfähigkeit der ET. Indem eine Sonde in den Gehörgang eingeführt wird, die den Luftdruck im Gehörgang verändert, misst er, wie das Trommelfell auf Druckänderungen reagiert. Die Messungen werden vor und nach einem Druckausgleich- (Valsalva-) Manöver und nach dem Schlucken erhoben. Dabei wird gemessen, wie stark sich das Trommelfell bei einem bestimmten Druck bewegt. Verbessert sich die Beweglichkeit des Trommelfelles nach dem Druckausgleich, bedeutet dies eine gute Funktion der ET. Umgekehrt bedeutet eine Abnahme der Trommelfellbeweglichkeit nach einem Valsalva-Manöver eine Funktionseinschränkung der ET.
Die Studien
Studie 1 untersuchte den Einfluss wiederholten Tauchens im Süßwasser auf den Druckausgleich. Sie wurde in zwei Süßwasserseen in Nordhausen, Deutschland, durchgeführt und umfasste 23 Sporttaucher an drei aufeinander folgenden Tagen. Die Taucher führten 144 Tauchgänge durch. Die Funktion der ET wurde mit dem ETFT erhoben.
Es resultierte eine signifikante Abnahme der ET-Funktion über die drei Tauchtage hinweg, was auf zunehmende Schwierigkeiten beim Druckausgleich des Mittelohres hinweist. Dabei hatten weniger erfahrene Taucher mehr Mühe mit dem Druckausgleich und erlitten mehr MEBt als Erfahrene.
Im warmem Salzwasser verbesserte sich der Druckausgleich.
Studie 2 untersuchte das Gleiche in warmem Salzwasser. Sie wurde mit 28 Sporttauchern an sechs aufeinanderfolgenden Tagen im Roten Meer durchgeführt. Die Taucher absolvierten 437 Tauchgänge.
Hier verbesserte sich die ET-Funktion in den ersten 3 Tagen, was auf einen verbesserten Druckausgleich bei diesen Wiederholungstauchgängen hindeutet. Auch in dieser Studie erlitten weniger erfahrene Taucher häufiger ein MEBt.
Den Druckausgleich häufig durchführen - vor allem in kaltem Wasser
Fazit
Warmes Salzwasser scheint den Druckausgleich im Mittelohr weniger zu beeinträchtigen als kaltes Süsswasser. Die Ergebnisse machen deutlich, wie wichtig es ist, Umweltfaktoren in der Tauchausbildung zu berücksichtigen. Den Druckausgleich häufig, in kleinen Tiefenschritten durchzuführen und sich Zeit zu nehmen für den Abstieg und das Auftauchen sind die wichtigsten Massnahmen, um einem Mittelohrbarotrauma entgegenzutreten. Dies gilt in besonderem Masse für das Tauchen in kaltem Süsswasser.
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