Der Frühling ist da – und mit ihm beginnt die neue Tauchsaison.
- Michael Mutter
- 10. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Ein idealer Zeitpunkt, um sich wieder einmal tauchmedizinisch durchchecken zu lassen. Wie entscheidend gesundheitliche Risikofaktoren im Zusammenhang mit Tauchzwischenfällen sein können, zeigt eine niederländische Studie.

Über einen Zeitraum von 57 (!) Jahren – von 1966 bis 2023 – wurden insgesamt 228 Tauchunfälle ausgewertet, die im tauchmedizinischen Zentrum der niederländischen Marine behandelt worden waren. Bemerkenswert: Nur sieben endeten tödlich. Das unterstreicht vor allem eines – auch wenn nicht alle Unfälle in den Niederlanden erfasst wurden, zeigt diese geringe Zahl, wie sicher das Tauchen grundsätzlich ist – oder sein könnte.
Die ForscherInnen analysierten die Vorfälle mithilfe einer sogenannten „Verkettungsanalyse“ („Chain of Events Analysis“), um die auslösenden und begünstigenden Faktoren besser kategorisieren und verstehen zu können. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
• Prädisponierende Faktoren
In über 90 % der Fälle konnte mindestens ein solcher Faktor identifiziert werden – am häufigsten handelte es sich um gesundheitliche Probleme (58 %), gefolgt von den Bereichen Aktivität, Planung und Ausbildung. In mehr als zwei Dritteln der Fälle waren es vorbestehende medizinische Probleme, die zur Entstehung eines Zwischenfalls beitrugen.
• Trigger (Auslöser)
In knapp der Hälfte der Fälle ließ sich ein klar auslösendes Moment identifizieren – also der erste erkennbare Vorfall, der einen bis dahin normalen Tauchgang in einen Notfall verwandelte. Häufige Auslöser waren körperliche Überanstrengung, ein primärer Tauchfehler oder technische Probleme mit der Ausrüstung.
• „Disabling Agent“
Dieser Begriff beschreibt eine Handlung oder einen Umstand, der direkt zur Verletzung oder z. B. zu einer Dekompressionskrankheit führte. Mit Abstand am häufigsten war dies ein zu schneller Aufstieg.
• Beeinträchtigungen (Unfallfolgen)
In mehr als 60 % der Fälle wurde eine Dekompressionskrankheit diagnostiziert, gefolgt von wenigen, aber schweren Gasembolien – diese waren für fast die Hälfte aller Todesfälle verantwortlich (3 von 7). Weitere Diagnosen wie Pneumothorax oder Immersionslungenödem traten selten auf.
Diskussion
Überraschend ist, dass in dieser Studie keine Herz-Kreislauf-Ereignisse als direkte Unfallursache festgestellt wurden. Andere Untersuchungen sehen diese jedoch als häufigste medizinische Ursache für Tauchzwischenfälle. Wahrscheinlich liegt das an der Kategorisierung: In der vorliegenden Studie wurden solche Ereignisse unter den prädisponierenden Faktoren zusammengefasst. Zudem war die untersuchte Tauchergruppe relativ jung (Durchschnittsalter: 34 Jahre).
Einmal mehr wird deutlich, welch große Rolle vorbestehende Gesundheitsprobleme bei Tauchunfällen spielen. Auffällig ist auch, dass körperliche Anstrengung bei den auslösenden Faktoren am häufigsten genannt wurde – gefolgt von Tauchfehlern, Ausrüstungsproblemen und Angstreaktionen. Diese führten häufig zu Kontrollverlust, schnellem Aufstieg und letztlich zu Dekompressionsunfällen oder Luftembolien.
Fazit
Gesundheit, eine fundierte Tauchausbildung und zuverlässige Ausrüstung sind die drei wichtigsten Säulen der Tauchsicherheit.
Die Schweizerische Gesellschaft für Tauch- und Hyperbarmedizin (SUHMS) empfiehlt regelmäßige tauchmedizinische Untersuchungen: zwischen dem 18. und 40. Lebensjahr alle zwei Jahre, ab dem 40. Lebensjahr jährlich.
Diese retrospektive Studie zeigt eindrücklich, wie sinnvoll diese Empfehlungen sind. Nutzen Sie also den Saisonstart und lassen Sie sich wieder einmal tauchmedizinisch beraten. Tauchmedizinerinnen und -mediziner finden Sie hier.
コメント